Dem Lichterglanz zum Trotz Früher mal geträumt, ein großer Schriftsteller zu sein. Träumte auch schon davon, Armeen zu befehligen und die Bösen endgültig zu besiegen (Weltfrieden, haha), Drachen zu jagen, sie umzuhauen, auszuweiden und über offenem Feuer zu grillen, als Hacker in dreihundertfünfundsechzigmalig abgesicherte Computersysteme einzudringen und den Bösen ihre Daten zu klauen, als größter Manager aller Zeiten ein Dotcom-Unternehmen mal nicht in den Ruin zu wirtschaften, als Superman die Welt zu retten. Immer dabei ein kleiner Pinky, treu und doof, jeden Tag die gleiche Frage auf den Lippen: "Was wollen wir denn morgen Abend machen, Brain?", dem ich all meine Pläne offen legen konnte, der sie nie in Frage stellte. Vorbei, der Mai. Beschissene Erwachsenenwelt, würde der Teenager in mir sagen, wäre auch der nicht schon schreiend weggelaufen, abgehauen, lebt vielleicht noch in irgendeiner facebook-Welt, in virtuellen Träumen. Was einem bleibt, ist blödsinniger Neid auf die Kinder, die viel besser und cooler aussehen und sind, als man selbst mal war, in ihrer heilen Welt leben, für die man täglich aus dem Bett kriecht, die morschen Knochen die Treppe herunter schwingt und dabei hofft, nicht zu stürzen und sich dabei das Genick zu brechen, denn wer sollte sonst die Stullen schmieren? Mit Leuten gesprochen, denen nichts etwas auszumachen scheint, die niemals nie mürrisch, unausgeglichen und schlecht gelaunt sind. Menschen die Klischees erfüllen, die gerne über Menschen aus dem Prenzlauer Berg verbreitet werden. Unglaublich freundlich und verständnisvoll, finde da trotzdem keinen Zugang. Schroff, ein Fels in der Brandung der Mitmenschen, stehe da und sag nichts mehr. Manchmal freundlich lächelnd, meistens den Menschen aus dem Weg gehend. Hey, tut mir leid, bin halt so. Wem hab ich das nicht alles schon gesagt und trotzdem sehe ich jeden Morgen den gleichen Stinkstiefel im Spiegel, der Menschen nicht mag, ob sie nun Klischees erfüllen oder einem ein Freund sein wollen, allen wird in den Arsch getreten. Kann man nichts machen. Manchmal kommen die Träume noch, Tagträume, abends, wenn der Hund durchs Schneegestöber rennt und keucht und jappst, wenn die Straßen leer sind und die Stadt halbwegs still, wenn die Einsamkeit so wohltuend einsam ist, das Alleinsein das Herz erfüllt und der Kopf frei dreht, dann kommen sie herbei geflogen und das Herz wird kurz mal warm. [Für Seelenstriptease ist das Bloggen erfunden worden?]
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